Himmelsgedanken - Juli 2024

 

Frankreichs schöne Menschen
 

In unserem Urlaub in Frankreich ist es mir schon am ersten Tag aufgefallen, hier leben viele schöne Menschen. Menschen, die man auch als Cover auf irgendwelchen Mode-Magazinen entdecken könnte.
Ich habe in viele Gesichter geguckt, auf die Kleidung, auf den Gang, auf die Ausstrahlung und ich hab immer wieder gedacht: Wie schön.
Dabei war auch das Alter unwichtig, das Geschlecht oder der soziale Status.

Warum ist das so? Liegt es am Wetter oder an der Lebenseinstellung? Und warum ist mir das sonst nicht aufgefallen, zu Hause in Deutschland?
Gibt es da etwa keine schönen Menschen?

Doch, aber da fehlt was. Und zwar nicht bei den Menschen, die durch die Fußgängerzonen streifen oder in Cafés sitzen, sondern bei mir. Es fehlt der neugierige Blick, auf das, was mich umgibt. Es fehlt die Bereitschaft, etwas neues zu entdecken.
Im Urlaub ist man offener dafür, als an dem Ort, an dem man lebt, weil man da vermeintlich alles kennt. Und wohl auch, weil der Alltag einen immer wieder ablenkt.

Was man nicht alles verpasst, wenn man nur mal kurz guckt?! Man verpasst die Schönheit jedes einzelnen.

Wenn man schöne Dinge oder Menschen entdeckt oder bereit ist, diese zu entdecken, dann wird die Seele weit und macht Platz für die Freude und für das Staunen. Staunen darüber, dass wir alle wunderbar geschaffen sind. Einzigartig. "Ich danke dir, dass ich wunderbar geschaffen bin.", so heißt es im Psalm 139.
Vielen fällt es schwer diesen Satz auszusprechen, weil sie immer wieder auf ihre vermeintlichen Makel blicken. Vermutlich würden sich die schönen Menschen in Frankreich auch nicht als „schön“ bezeichnen.
Und doch ist jeder von uns wunderbar, wunderschön gemacht.

Gucken wir doch mal genauer hin. Nehmen wir uns die Zeit dazu. Auch wenn es nur ein paar Minuten sind. Auch wenn uns der Blick in den Spiegel schwerfällt.
Ich bin sicher, dass es auch zu Hause viele wunderschöne Menschen gibt, die nur darauf warten angesehen zu werden.

Versuchen wir es mal, mit einem neugierigen, wertschätzenden Blick die Menschen zu betrachten, die uns über den Weg laufen. Ich bin sicher, wir werden Staunen. 
Entdecken wir Eleganz und Lebenserfahrung, Leichtigkeit und die neuesten Modetrends. Entdecken wir Schönheit und Freude.

Und wenn das jeder macht, dann geraten auch wir mal in den neugierigen Blick, werden entdeckt und als schön betitelt, auch wenn wir uns das vielleicht nur schwer vorstellen können.

 

Sandra Reimann, Prädikantin  

 

Sandra Reimann

Als Krankenschwester ist Sandra Reimann immer nahe bei den Menschen. In ihrer Freizeit hält sie als Prädikantin Gottesdienste, schreibt immer wieder geistliche Texte wie diese Andacht und hat bis zum März 2024 als Presbyterin im Leitungsteam der Kirchengemeinde mitgewirkt.