Nehemia

 

 

Ein Buch der Bibel, welches kaum Beachtung findet ist „Nehemia“ im Alten Testament. Es beschreibt die Zeit, in der sich das Volk Israel in der Babylonischen Gefangenschaft befindet. Jerusalem ist zerstört, die Stadtmauer eingerissen, das Volk auseinandergerissen. Einige Israeliten konnten schon wieder zurückkehren, andere sind zurückgeblieben.

Nehemia, dem Erzähler des Buches, geht es gut in Babylonien, er ist der Mundschenk des Königs.

Und doch fragt er nach: „Wie geht es meinem Volk in Jerusalem?“ Die Bilder, die ihm da vor Augen geführt werden, kennen wir heute aus den Nachrichten: es herrscht große Not, Städte liegen in Trümmern, Hunger und Hoffnungslosigkeit breiten sich aus. Nehemia ist schockiert und das lässt ihn nicht mehr los. Er erinnert Gott an sein Versprechen, sein Volk nicht zu vergessen und bittet den babylonischen König zurück nach Jerusalem kehren zu dürfen. Für Nehemia ist es Heimat, auch wenn er noch nie da war.

Nehemias Weg wird von Gott begleitet und der Antrieb zum Handeln ist groß. Jerusalem soll wieder aufgebaut werden, die Mauern wieder Schutz geben. Nehemia fängt an zu planen und viele schließen sich ihm an. Die Erneuerung der Stadttore wird zu einer Gemeinschaftsaktion. Jeder erneuert ein Stück Stadtmauer. Meremot und Jojada, der Goldschmied Usiel und der Salbenhersteller Hananja, Schallum und seine Töchter und noch viele weitere Namen sind festgehalten. Sie alle bessern ein Stück der Mauer aus oder bringen wieder Riegel und Schlösser an die Tore. Der Aufbau der Stadt ist zur Herzenssache geworden. Und am liebsten würde ich mitmachen, weil ich diesen Aufbruch aus der Lethargie mag. Die Freude ist groß, weil so viel erreicht wird.

Natürlich gibt es auch Widersacher, Intrigen und „die Vornehmen dieser Stadt weigerten sich den Rücken …. krumm zu machen“, aber da ist auch immer das Vertrauen, dass der große und furchterregende Gott auf ihrer Seite ist. Und so wird nicht nur die Mauer wieder stabiler, sondern auch die Hoffnung und das Selbstvertrauen. Selbst ein Schuldenerlass klingt hier so einfach, weil ein Volk zusammenhält und alle mitmachen, damit niemand mehr hungern muss.

Auch das Wort Gottes wird wiederentdeckt und so auch die alten Geschichten von Mose und dem Weg durch die Wüste. Schuld wird bekannt und gemeinsam gefeiert. Das Leben und die Gemeinschaft und Gott. 

 

Ich wünsche mir einen Nehemia auch bei uns. Einer, der eine Sehnsucht in sich trägt und den Wunsch aus den Trümmern etwas zu bauen, der ansteckt und Hoffnung vermittelt, der nicht nur bestimmt, sondern mit anpackt. Vielleicht können wir das alle ein bisschen sein. Gehen wir unserer Sehnsucht nach, bauen wir auf.

 

Sandra Reimann, Prädikantin

 

Sandra Reimann

Als Krankenschwester ist Sandra Reimann immer nahe bei den Menschen. In ihrer Freizeit hält sie als Prädikantin Gottesdienste, schreibt immer wieder geistliche Texte wie diese Andacht und hat bis zum März 2024 als Presbyterin im Leitungsteam der Kirchengemeinde mitgewirkt.